Meinungen der tschechischen Journalisten zu ausgewählten Fragen des Medienmilieus in der Tschechischen Republik
Realisierungsjahr: 2012
Ziel der Umfrage war es, die Meinungen der tschechischen Journalisten zu wichtigen Bereichen des Medienmilieus aufzunehmen und an früher durchgeführte Studien der Agentur DBM in der Tschechischen Republik und in der Slowakei anzuknüpfen. Das Interesse der Agentur konzentrierte sich auf die Einholung von Antworten auf die Fragen, was den bedeutendsten Einfluss auf die Qualität der Arbeit der Medien hat und wo die Grenzen zwischen annehmbarem und nichtannehmbarem Verhalten seitens der PR Agentur liegen. Die Umfrage wurde im Zeitraum vom 4. bis 17. Juni 2012 auf dem Wege eines Internetfragebogens durchgeführt. Insgesamt wurden 2 577 aktiver Journalisten angesprochen, davon haben 566 (22 %) an der Umfrage teilgenommen.
Die wichtigsten Ergebnisse:
- Nach der Meinung von 70 % der Befragten wird die Qualität der Medien insbesondere durch das niedrige fachliche Niveau der Journalisten negativ beeinflusst. Diese kritische Stimme für die eigenen Reihen hatte Überhand über alle übrigen externen Faktoren, wie Druck seitens der Inserenten (67 %), der Redaktionsleitungen (64 %) oder -eigentümer (59 %). Ein niedriges ethisches Niveau der Journalisten halten 60 % der Befragten für das Problem des gegenwärtigen Niveaus der Medien. Die Ergebnisse zeigen, dass die Journalisten den Druck der Politiker und staatlichen Organe als viel weniger bedeutend als den Druck der Firmen wahrnehmen.
- Die Journalisten treffen bei ihrer Arbeit am häufigsten auf Druck seitens der Redaktionsleitung aufgrund wirtschaftlicher Gründe (75 %) und niedriges fachliches (77 %) und ethisches (67 %) Niveau der Journalisten. Mit dem Druck der Redaktionsleitung, der auf die Art der Bearbeitung der Texte abzielt, haben 65 % der antwortenden Journalisten persönliche Erfahrung, mit dem Druck seitens der PR Agenturen 49 %, der Inserenten 46 % und der Eigentümer der Medien 33 % der Befragten. Obwohl die Journalisten genauso oft persönliche Erfahrungen mit dem Druck von PR Agenturen und Inserenten haben, bewerten sie den negativen Einfluss des Drucks der Inserenten auf die Qualität der Medien als viel relevanter.
- Einladungen zu einer Pressekonferenz mit der Möglichkeit von Skifahren nehmen 82 % der Teilnehmer der Umfrage als Geschenk wahr. Die Teilnahme an einem ausländischen Fußballspiel 81 %. Den Gewinn eines Fotoapparats in der Auslosung auf der Pressekonferenz 73 %. Die meisten Befragten verstehen sehr gut die Klippen der Beschenkung und zwar, dass die journalistische Unabhängigkeit auf dem Spiel steht.
- In der Umfrage haben sich 42 % der Journalisten grundsätzlich negativ zur Annahme von Geschenken geäußert. Dieses Thema ist für die übrigen Befragten kompliziert. Eine geringe Mehrheit hat angeführt, dass ihre Handlung vom Geschenkwert, den Umständen der Schenkung und der Absicht, mit dem das Geschenk gemacht wird, abhängig ist. Nach der Meinung von 71 % der Befragten hat ihre Redaktion Regeln geschaffen, wie sich zu „Motivierungsangeboten“ von Firmen oder PR Agenturen zu verhalten ist. Die Frage bleibt aber, warum fast die Hälfte von ihnen sich nicht ganz sicher ist und zur Antwort „eher ja“ neigt. Einige Journalisten ahnen etwas von den Regeln in der Redaktion, sind aber mit ihnen nicht voll vertraut.
- Nach Meinung der Befragten bewegen sich die Firmen, die am meisten Geschenke machen, im Fremdenverkehr. Es folgen Pharmazie- und Telekommunikationsfirmen, Hersteller von Markenkonsumgütern und Banken mit Versicherungsgesellschaften und etwas weniger sind es Automobil- und IT-Firmen. Staatliche Institutionen sind dann ganz am anderen Ende des Spektrums.
- Bei Geschenken und ihrem Einfluss sind die Journalisten verhältnismäßig polarisiert. Bei zwei Schlüsselfragen, also „Geschenke ja oder nein“ und „wie sehr beeinflussen Geschenke die tschechische Journalistengemeinde“, sind die Antworten fast exakt in zwei Lager geteilt – fast die Hälfte der Befragten lehnt Geschenke ab, etwas mehr als die Hälfte führt an, dass es davon abhängt, wie viel, von wem und zu welchem Zweck. Genauso glaubt fast die Hälfte der Journalisten, dass die meisten von ihnen von Geschenken beeinflusst werden, währenddessen die andere Hälfte der Meinung ist, dass es um eine Minderheitserscheinung handelt.
- Bei Fragen nach weniger ethischen Praktiken der PR Agenturen siegte überraschend die Anforderung an die Sendung eines erarbeitenden Artikels oder einer Reportrage zur Kontrolle (64 %) und telefonisches Anfragen, ob und wann der Journalist veröffentlichen wird (54 %), währenddessen das Anbieten von Geschenken nur 30 % der Befragten für am wenigsten ethisch hielten.
Kontakt: Gabriela Bechynská