Wie sind wir Tschechen?
Realisierungsjahr: 2012
Ziel der Umfrage war es, die Meinungen ausgewählter Bevölkerungsgruppen der Tschechischen Republik zu Fragen bezüglich der nationalen Identität und ihrer Beziehungen zum Vaterland und zu seinen führenden Persönlichkeiten aufzunehmen. In die Umfrage wurden Studenten von Mittel- und Hochschulen zusammen mit den Lesern der Tageszeitung „Lidové noviny“ beziehungsweise des Servers „Lidovky“ einbezogen.
Die wichtigsten Ergebnisse:
Staatsbürgerschaft
- Als eine von drei Möglichkeiten führten die Staatsbürgerschaft der Tschechischen Republik 39,1 % der Studenten und 39,7 % der Leser „Lidovky“ an, davon wählten die Staatsbürgerschaft der Tschechischen Republik als erste Wahl 24,2 % der Studenten und 36,6 % der Leser „Lidovky“. Für beide Gruppen sind die attraktivsten Staatsbürgerschaften Schweiz, Großbritannien, USA, Kanada, Frankreich, Deutschland, Australien und Schweden. Ein regionaler Vergleich zeigt die deutliche Beliebtheit skandinavischen Länder. An der Staatsbürgerschaft der Slowakei bekundeten nur 4,1 % der Studenten und 5,7 % der Leser „Lidovky“ Interesse.
- Befragte, die an erster Stelle eine andere Staatsbürgerschaft als die der Tschechischen Republik wählten, führten am häufigsten an, dass im jeweiligen Land eine bessere politische Lage herrscht (Studenten 45,4 %, „Lidovky“ 43,9 %). Die Wahrnehmung der politischen Lage zeigte sich auch weiter als wichtiger Faktor bei der Herausbildung der Beziehung zur Tschechischen Republik.
Für Studenten (75,6 %) und Leser „Lidovky“ (61,6 %) ist der überwiegende Grund dafür, Bürger der Tschechischen Republik zu bleiben, die Tatsache, dass sie hier eine Familie haben. - Das Wort „Patriot“ evoziert bei den Befragten am häufigsten Stolz (25,7 % bei Studenten und 26,7 % bei Lesern „Lidovky“), des Weiteren folgen Beziehung zur Heimat, zum Land und Volk. Bei den Lesern „Lidovky“ wird dieser Terminus ausgeprägter mit veralteten Gewohnheiten (8,4 %) oder nationaler Wiedergeburt (6,1 %) verbunden, bei Studenten treten diese Assoziationen wesentlich weniger häufig auf (1,8 % bzw. 3,4 %).
- Im Fall beider Gruppen haben die Befragten meistens geantwortet, dass sie weder stolz sind noch sich für die Tschechische Republik schämen (Studenten 40 %, „Lidovky“ 34 %). Weitere häufigere Antworten neigten sich etwas zum Stolz (Studenten 32 %, Leser „Lidovky“ 30,7 %). Währenddessen sich nur 3,4 % Studenten sehr schämen, schämen sich 7,6 % der Leser „Lidovky“.
Besorgnis vor Korruption
- Größte Quelle der Besorgnis vor der künftigen Entwicklung ist in den Augen beider Gruppen der Befragten die Zunahme der Korruption in der Gesellschaft (um 90 %). Die Studenten befürchten aber im weitaus größeren Maße die Arbeitslosigkeit (84 %), währenddessen bei den Lesern „Lidovky“ (63 %) dies erst der viertbedeutendste Faktor ist. Die Wirtschaftskrise führen beide Gruppen übereinstimmend auf dem dritten Platz an, die Kriminalität ist für die Leser „Lidovky“ ein größeres Thema als für die Studenten.
Patriotismus – ist das Sport?
- Angesichts verhältnismäßig häufiger Assoziationen von Patriotismus und Sport wurden in den Fragebogen auch Fragen über die Verfolgung von Sportübertragungen einbezogen. Junge Leute verfolgen diese verhältnismäßig oft, über 60 % antworten positiv, bemühen sich zu verfolgen, unter den Lesern „Lidovky“ antwortete fast die Hälfte positiv. Negativ antwortete ein Fünftel der Studenten und 27 % der Leser „Lidovky“.
Persönlichkeiten der Tschechischen Republik
- Die Befragten bewerten bei Persönlichkeiten Erfolg, Ausnahmeerscheinung und Werbung für die Republik im Ausland, keineswegs den Fakt an sich, dass es um Tschechen geht und schon gar nicht darum, dass sie Geld haben.
- Ein Viertel der Studenten und ein Fünftel der Leser „Lidovky“ sagt hierbei, dass sie unter ihren Landsmännern keine Persönlichkeit sieht, auf die sie stolz wären.
Bei beiden Gruppen der Befragten bekamen die Sportler die meisten Stimmen. Bei den Studenten sind dies 86,8 % und bei den Lesern „Lidovky“ 85,3 %. Bei den Lesern „Lidovky“ folgen schließlich unmittelbar darauf Persönlichkeiten aus der Kultur (82 % bzw. 81,3 %), währenddessen Persönlichkeiten aus der Politik bei beiden Gruppen erst am Ende der gedachten Rangliste sind (70,2 % bei den Lesern „Lidovky“, 57,0 % bei den Studenten). - Mit bedeutender Überlegenheit wird von beiden Gruppen der Befragten unter den Persönlichkeiten der Politik Václav Havel angeführt. Auch weitere Positionen besetzten tschechische Präsidenten und gegenwärtige Kandidaten für diese Funktion. Ein hoher Respekt gilt Václav Klaus, T.G. Masaryk und Karel Schwarzenberg. Miroslava Nìmcová ist die erste angeführte Frau.
- Unter den Sportpersönlichkeiten führt mit großem Vorsprung in beiden Umfragen Jaromír Jágr (Studenten 25,3 %, Leser „Lidovky“ 39,2 %). Im Kulturbereich führen die Studenten an erster Stelle Karel Gott an, den die Leser „Lidovky“ erst auf den dritten Rang hinter Miloš Forman und Zdenìk Svìrák geschoben haben. Unter den Wissenschaftlern hat sich übereinstimmend bei beiden Gruppen der Befragten auf dem ersten Platz Otto Wichterle platziert, hinter ihm Antonín Holý und dann Jaroslav Heyrovský.
- Unter den historischen Persönlichkeiten dominieren klar Karl IV. und T.G. Masaryk. Den beiden erstgenannten folgen in beiden Umfragen übereinstimmend J.A. Komenský und Jan Hus.
Unser Land in Europa und in der Welt
- Die Studenten sind meistens damit einverstanden, dass die Tschechische Republik eine selbständige Politik machen soll und sich weder den USA (70 %) noch der EU (56 %) unterordnen soll. Die Leser „Lidovky“ sind mit diesen Aussagen weniger einverstanden (sich nicht den USA unterordnen 57 % und der EU 50 %). Der Aussage, dass große Länder die Tschechen nicht ernst nehmen, stimmen 54 % der Studenten und 59 % der Leser „Lidovky“ zu.
- Die meisten Befragten aus beiden Gruppen sind der Ansicht, dass wir Mitglieder der Europäischen Union sein sollen (Studenten 58 %; Lidovky 72 %) und zwar auch, obwohl sich die EU nach ihrer Meinung nicht gleich zu allen Ländern verhält (Studenten 72 %; Lidovky 77 %). Die Sicht der Studenten und Leser „Lidovky“ unterscheidet sich aber bei der Beurteilung des zu großen Einflusses von Deutschland und Russland auf die Tschechische Republik. Die Studenten haben mehr Angst vor dem deutschen Einfluss, währenddessen es bei den Lesern „Lidovky“ die Angst vor dem russischen Einfluss ist.
Kontakt: Gabriela Bechynská